Führen mit Vertrauen und Weitblick
Im Rahmen unserer Serie „Der Erfolgsfaktor Mensch“ haben wir mit Markus Spanner gesprochen. Markus Spanner hat im Januar 2020 die Unternehmensführung der Physik Instrumente (PI) GmbH & Co. KG in Karlsruhe von seinem Vater, Dr. Karl Spanner, übernommen. Der 41-Jährige trägt seit elf Jahren Führungsverantwortung bei PI, zuletzt als Kaufmännischer Geschäftsführer.
Physik Instrumente beschäftigt weltweit mehr als 1.300 Mitarbeiter und ist mit 15 Standorten in Europa, Nordamerika und Asien vertreten. Das Unternehmen ist Markt- und Technologieführer für das hochpräzise Positionieren in High-Tech-Branchen wie Halbleiterindustrie, Life Sciences, Photonik und Industrieautomatisierung. In enger Zusammenarbeit mit Kunden aus aller Welt verschieben die rund 1.300 Spezialisten von PI seit 50 Jahren immer wieder die Grenzen des technisch Möglichen und erarbeiten von Grund auf maßgeschneiderte Lösungen. Mehr als 350 erteilte und angemeldete Patente unterstreichen den Führungsanspruch des Unternehmens.
Herr Spanner, welche Erlebnisse haben Ihr Leben bis heute geprägt?
Meine Eltern haben mir ermöglicht, die Welt mit offenen Augen zu entdecken. Die Welt ist mein Zuhause geworden. Es ist ein echtes Geschenk, mit all den unterschiedlichen Kulturen gemeinsame Ziele zu erreichen und tiefe Freundschaften zu entwickeln.
Sie haben einige Zeit im Ausland gelebt. Welche Erfahrung haben Sie von dort nach Hause mitgenommen?
Meine Auslandsaufenthalte haben das Verständnis für die unterschiedlichsten Kulturen stark geprägt. Dem anderen Menschen zuzuhören und ihm mit Respekt gegenüberzutreten, sind wichtige Voraussetzungen, um auf dem internationalen Parkett wahrgenommen und respektiert zu werden. Diese Erkenntnisse helfen mir heute im täglichen Umgang mit Mitarbeitern und als Geschäftsführer eines international tätigen Familienunternehmens sehr.
Erinnern Sie sich an einen beruflichen Rat, der für Sie und Ihre Karriere wegweisend war?
Mein Vater gab mir schon früh den Rat, offen und ehrlich mit Menschen umzugehen. Das ist nicht immer leicht umzusetzen, gerade wenn man Mitarbeiter führen muss. Diese beiden Eigenschaften sind jedoch die Grundvoraussetzung von guter und vertrauensvoller Führung.
Haben oder hatten Sie Vorbilder, die Sie auf Ihrem Weg beeinflusst haben?
Auf meinem Lebensweg haben mich zwei Menschen sehr geprägt: mein Vater und Steve Jobs. Mein Vater hat mich über Jahrzehnte mit seiner Besonnenheit, seinem Unternehmertum, seinem Weitblick, seiner „Can-Do“- Einstellung und seinem Führungsstil beeindruckt. Von Steve Jobs habe ich vieles über die Perfektion der Produkte und die Qualitätsansprüche gelernt. Sein Anspruch, die Mitarbeiter immer an der Grenze des Machbaren zu führen, hat mich fasziniert.
Unternehmerischer Erfolg:
Sie sind Geschäftsführer eines erfolgreichen Unternehmens, das auf dem Weltmarkt eine Spitzenstellung einnimmt. Was macht aus Ihrer Sicht den Erfolg eines Unternehmens aus?
An erster Stelle stehen die eigenen Mitarbeiter. Ohne qualifizierte und hoch engagierte Mitarbeiter gibt es weder innovative Produktentwicklungen noch talentierte Verkäufer, die unsere Produkte verkaufen und niemanden, der unsere Produkte mit höchsten Qualitätsansprüchen herstellt.
Das Arbeitsumfeld ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Dazu gehören zum einen moderne Räumlichkeiten, die ein angenehmes Arbeitsumfeld schaffen, aber auch eine gute technische Ausstattung, um die gestellten Anforderungen umsetzen zu können. Am meisten beeinflusst die Mitarbeiter aber die gute Führung durch kompetente Führungskräfte. Wichtig ist, dass man die Mitarbeiter dazu ermutigt und befähigt, Verantwortung zu übernehmen. Raum für Kreativität und Raum zur Selbstentfaltung sind die Grundlagen für erfolgreiche Innovationen und Entwicklungen. In unserem Umfeld führen nicht die Produkte allein zur Kaufentscheidung, sondern die Kompetenz der Mitarbeiter. Sie müssen dem Kunden die beste Lösung für sein Anliegen anbieten können.
Die Werte Vertrauen und Ehrlichkeit stehen für mich ganz oben auf der Skala – nicht nur innerhalb der Firma, sondern gerade auch dem Kunden gegenüber.
Neben den vielen Erfolgen gab es auch schwierige Zeiten – beispielsweise die wirtschaftliche Krise 2008/2009. PI hat sich in dieser Zeit dafür entschieden, durchzuhalten und keine Mitarbeiter zu entlassen. Wer oder was hat Ihnen damals die Kraft und Überzeugung gegeben, dass es wieder aufwärtsgeht?
Wir wollten die Krise damals nicht auf den Schultern unserer qualifizierten Mitarbeiter austragen. Als Unternehmer trägt man Risiken. Man profitiert von guten Zeiten und darf deshalb nicht nur an sich selbst und seinen eigenen Geldbeutel denken, „wenn es mal schlecht läuft“. Die Mitarbeiter haben Verantwortung für ihre Familien. Sie müssen Häuser und Kredite abbezahlen, die Familie ernähren und sich um kranke Familienmitglieder kümmern. All das sind Aufgaben, die Geld kosten. Es lag uns in der Wirtschaftskrise 2008/2009 sehr am Herzen, dass unsere Mitarbeiter keine finanziellen Probleme bekommen oder ihren Arbeitsplatz verlieren. Wir wussten nicht, wann es wieder aufwärtsgeht. Wir schöpften Zuversicht aus der Erfahrung, dass Krisen in der Vergangenheit nach rund einem Jahr überstanden waren. In unserer Branche bekommen wir Abwärtstrends als einer der Ersten mit. Wir sind dadurch aber auch einer der Ersten, der den Aufschwung erkennt. So haben wir die Krise 2008/2009 vor vielen anderen gespürt. Als es dann alle erwischt hat, sahen wir bereits die ersten Anzeichen einer Erholung.
Persönliche Erfolgsfaktoren:
Was treibt Sie an, woher ziehen Sie Ihre Energie?
Jeden Morgen, wenn ich aufwache und als erstes mein Handy in die Hand nehme, weiß ich, dass diese Technologie ohne PI nicht möglich wäre. Das bezieht sich auch auf viele andere Bereiche des Lebens: sei es der medizinische Fortschritt oder die Forschungsergebnisse aus dem All. Es betrifft viele Geräte, die unseren Alltag bereichern. Als Technik-Freak freue ich mich darüber, dass wir dazu beitragen, dass unsere Kunden ihre technologischen Grenzen sprengen.
Welche Lebensweisheit begleitet Sie und warum?
„Es macht keinen Sinn, hochintelligente Menschen einzustellen, denen man sagen muss, wie man etwas macht. Wir stellen Leute ein, die uns sagen, wie man etwas machen muss.“ – Steve Jobs –
Work-Life-Balance – gerade in Führungspositionen ein Begriff, der immer mehr Raum gewinnt. Was ist für Sie der Ausgleich zum Berufsalltag?
Ich verbringe viel Zeit mit Freunden und meiner Familie, die mir die notwendige Kraft und Ruhe geben. Reisen ist eine große Leidenschaft von mir. Ich komme immer mit neuen Eindrücken und auch Dankbarkeit nach Hause zurück. Darüber hinaus schwimme ich gerne und gehe meinem Hobby, dem Fotografieren, nach.
Entscheiden Sie nach Bauchgefühl oder sind Sie eher Kopfmensch?
Ich bin eher der Bauchmensch. Selbstverständlich ist für jede Entscheidung ein gewisses Maß an Informationen und Fakten notwendig. Am Ende verlasse ich mich aber auf mein Gefühl. Das hat mich bisher weder privat noch geschäftlich im Stich gelassen. Ich bin davon überzeugt, dass es gerade heute notwendig ist, schnelle Entscheidungen zu treffen, um wettbewerbsfähig zu sein. Da bleibt nicht immer die Zeit, alles hundertprozentig mit Fakten zu hinterlegen.
Zukünftiger Erfolg:
Digitalisierung, Schnelligkeit, Flexibilität und gesellschaftlicher Wandel sind die aktuellen unternehmerischen Herausforderungen. Was muss ein Unternehmen heute aus Ihrer Sicht tun, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein?
Die Gefahren in puncto Schnelligkeit und Flexibilität kommen insbesondere aus China und Asien. Die Umsetzung der Digitalisierung im eigenen Unternehmen ist ein ebenso wichtiger Erfolgsfaktor. Wer diesen Zug verpasst, wird es in Zukunft schwer haben. Ich bin davon überzeugt, dass noch eine weitere Herausforderung auf uns alle zukommt: neue Geschäftsmodelle. Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, was neue Geschäftsmodelle für Auswirkungen haben können. Da werden ganze Branchen durcheinandergewürfelt und vermeintliche Platzhirsche zum Untergang gezwungen. Bei diesen Herausforderungen muss man innovativ und disruptiv denken und handeln. PI hat das über die letzten Jahrzehnte erfolgreich unter Beweis gestellt. Für die Zukunft wird dies jedoch eine immer wichtigere Rolle spielen.