Active Sourcing – der Begriff umfasst viel. Aber im Kern das: nämlich alles, womit ein Unternehmen versucht, mögliche Kandidaten zu identifizieren und mit ihnen persönlich direkt in Kontakt zu treten. Durch die aktive Ansprache etwa in sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn sollen Bewerber für das Unternehmen gewonnen werden.
Allerdings: „Knapp die Hälfte der Generation Y ist durch Active Sourcing genervt, weil entweder die Anfragen uninteressant sind, nicht zu den Fähigkeiten passen oder sie zu standardisiert und ohne Bezug formuliert werden.“
Das jedenfalls hat eine Studie der Human Resources Information Systems (CHRIS) der Uni Bamberg ergeben. Daraus folgt: Jedes Unternehmen muss sich ein paar wichtige Fragen stellen. Sie lauten: Verfügen wir über die notwendigen Kapazitäten und Ressourcen, um Active Sourcing erfolgreich zum Ziel zu führen? Haben unsere dafür vorhergesehenen Mitarbeiter das Know-How, um die richtigen Kandidaten überhaupt zu finden? Und letztendlich: Beherrschen die Active Sourcer auch die Online-Kommunikation? Denn jene läuft nun mal nach ganz anderen Regeln ab als von Angesicht zu Angesicht.
Active Sourcing ist eben nicht nur das aktive Versenden von Nachrichten an bestimmte Nutzer. Denn auch wenn der potenzielle Interessent online gefunden wurde, ist er nicht automatisch auch ein Kandidat oder Bewerber. Bis dato hat er sich nämlich nicht oder kaum mit einem Wechselgedanken beschäftigt. Er ist in „Lohn und Brot“ und hat zunächst keinen Grund, in ein Gespräch einzusteigen.
Es gilt also, den online Kontaktierten zu motivieren und für die zu besetzende Stelle sowie das eigene Unternehmen zu begeistern. Das klingt eigentlich einfach, ist aber äußerst vielschichtig: Denn mit unterschiedlichen Zielgruppen muss auch unterschiedlich kommuniziert werden. Besonders bei angebotenen Sidesteps – also nicht dem nächsten Karriereschritt, sondern für die gleiche Position in einem anderen Unternehmen – ist die Online-Kommunikation besonders herausfordernd.
Die Kommunikation im Sourcing-Prozess ist eine ganzheitliche Wegbegleitung: vom „User xy“, der einfach nur in einem sozialen Netzwerk angemeldet ist, zum „Mitarbeiter“ bzw. „Kollegen“.
Die Erfahrung aus der „realen“ Welt hilft in der Online-Kommunikation meistens nur bei selbst aktiv suchenden Kandidaten weiter, nicht aber bei den aktuell (noch) nicht Suchenden. User, die nicht mit einer Kontaktaufnahme rechnen, erwarten vor allem eine individuelle Kommunikation und direkte Ansprache: zielgerichtet, fundiert und wertschätzend.
Und mit welchen Fragen der User muss man rechnen? Darüber muss man sich vor der Kontaktaufnahme Klarheit verschaffen. Ein Beispiel: Ein Einkaufsleiter hat andere Fragen als ein Verkaufsleiter oder gar eine Techniker. Für die fachliche Fragen muss man also schon beim Erstkontakt gerüstet sein. Denn es gilt, gleich Vertrauen zu schaffen und Kompetenz zu zeigen.
Im nächsten Beitrag zeigen wir ganz konkrete Beispiele auf: Denn auf die gezielte Ansprache kommt es an!