So eine kleine Schummelei ist vielleicht manchmal noch charmant – etwa wenn der Bewerber oder die Kandidatin ein, zwei Hobbys zu viel aufzählt… Doch im Kern fängt das Problem exakt da an. Denn: Die Hochschule Osnabrück hat in einer Studie mit immerhin 999 Teilnehmern herausgefunden, dass es Bewerber mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Vielmehr: Sie bereiten sich intensiv vor, verhalten sich strategisch klug – und zeichnen gerne ein Bild von sich selbst, das der Realität nicht (immer) entspricht.
Aber: Was dagegen tun?
Doch der Reihe nach: Fast ein Viertel der Bewerber versucht, Lücken im Lebenslauf zu verheimlichen. 62 Prozent nutzen standardisierte Bewerbungen aus dem Internet als Basis für das eigene Anschreiben. Gar 70 Prozent stellen im Gespräch nur deshalb Fragen, um interessiert zu wirken. Das sind Ergebnisse der Studie unter der Regie von Uwe Kanning, Professor für Wirtschaftspsychologie. Und: Die Zahlen steigen im Vergleich zu früheren Untersuchungen. Mithin gibt es Handlungsbedarf.
„Wir wissen, dass bei Lebensläufen häufig getrickst wird und Zeugnisse nicht mehr aussagekräftig sind. Deshalb gehen wir längst andere, tiefere Wege“, sagt Bernhard Knaisch. Und dazu zählt: „Wir überprüfen nicht nur sämtliche Unterlagen, sondern fragen sehr konkret nach. Dann merkt man recht schnell, was stimmt und was nicht.“ Konkret: „Wir recherchieren nachweisbare Ergebnisse sowie Erfolge und lassen uns konkrete Beispielsituationen schildern. Zudem holen wir, mit dem Einverständnis des Kandidaten, Referenzen bei früheren Vorgesetzten und Arbeitgebern ein. Und im Auswahlprozess bekommt ein Bewerber oftmals eine konkrete Aufgabe oder Fallstudie gestellt. Das ist fast wie bei einem Beauty-Contest“, schmunzelt Bernhard Knaisch.
Doch um Schönheit geht es nun wirklich selten. „Uns geht es um Wahrheit und Kompetenz“, so Bernhard Knaisch. Und die Wahrheit – „nun ja, sie bildet sich aus vielen Mosaiksteinen, die sich fügen oder eben nicht“. Vielfach versuchen Kandidaten und Bewerber im Vorfeld von Auswahlgesprächen mit Unterstützung von Karrierecoachs ihre Stärken aufzupolieren und Schwächen zu minimieren. Dann bedarf es eben einer guten Strategie um herauszufinden: Passt es oder passt es nicht?
Ohnehin, sagt Bernhard Knaisch: „Wer sich am besten präsentieren kann, ist nicht immer der Beste für die konkrete Aufgabe.“ Doch gewiss stimmt immer: „Die Anstellung einer Führungskraft ist eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. Da gilt es, nicht Mittelmaß „einzukaufen“. Und das gelingt nur über einen professionellen Auswahlprozess. Dann jedenfalls haben Trickser und Täuscher keine Chance.“