„Über den Tellerrand hinaus“
Im Rahmen unserer Serie „Wie wird man Beirat / Aufsichtsrat?“ lassen wir Beiräte und Aufsichtsräte zu Wort kommen und beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
„Das Amt muss zum Mann kommen, nicht der Mann zum Amt.“ Erwin Teufel hat das einmal gesagt. Und diese Worte des ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg passen zu Harald Völker: Der 63-Jährige hat sich nie um Beiratspositionen beworben – er wurde immer gefragt. Fundierte fachliche Expertise, Lebenserfahrung, Unabhängigkeit in jeglicher Hinsicht und die Fähigkeit, die richtigen und dabei auch unbequeme Fragen zu stellen, zeichnen ihn aus und machen ihn für jede Unternehmensführung zu einem gefragten Sparringpartner.
Für unsere Serie haben wir uns mit Harald Völker unterhalten. Er war 13 Jahre lang kaufmännischer Geschäftsführer des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf und hatte zudem noch die Position des Vorsitzenden des Geschäftsbereichs Medizintechnik inne. Völker war bei Trumpf für die Bereiche Finanzen, Bilanzen, Steuern, Controlling, Informationstechnik, Recht und Akquisitionsmanagement zuständig. Seit seinem Ausscheiden bei Trumpf nimmt Harald Völker Mandate in drei Beiräten wahr und ist zudem zurzeit Vorstandsmitglied der STINAG Stuttgart Invest AG, einer Immobilien-Holding.
Wenngleich Formen und Funktionen von Beiräten in Unternehmen vielfältig sind – Harald Völker ist der festen Überzeugung: „Offenheit und Vertrauen sind die Grundpfeiler fürs Gelingen, und die Chemie muss stimmen.“ Unterschiedlichen Fachkompetenzen in Beiräten sind dabei eine Bereicherung fürs Unternehmen, weiß Harald Völker. Denn ein breit aufgestellter Beirat hilft bei einem wichtigen Ziel: „Man muss immer wieder über den Tellerrand hinausschauen.“ Warum? „Weil die strategische Komponente oft unterentwickelt ist“ – also der Blick in die Zukunft.
Doch Harald Völker kennt natürlich auch Hürden für die gedeihliche Arbeit von beratenden Beiräten. „Es gibt Geschäftsführer, denen ein Beirat aufgedrückt wird.“ Dann bedarf es nicht nur der besonderen Kommunikationsfähigkeit der Beiratsmitglieder, sondern: „Nur durch Fragen an die Geschäftsleitung kann man dann Bewegung reinbringen. Denn wird die Wahrheit gesagt? Man muss also langsam herausfinden, wo man helfen kann.“
Ganz anders ist es natürlich in Aufsichtsräten mit viel weitergehenden Funktionen: Kontrolle, Aufsicht – samt allen möglichen Konsequenzen und Einschnitten. „Da muss man tiefer reingehen“, sagt Harald Völker.
Doch bei Beiräten mit rein beratender Funktion kommt wieder die Chemie ins Spiel: „Denn am Ende des Tages muss auch die Geschäftsführung den Beirat wollen. Nur dann gibt es einen Mehrwert.“ Sonst, so Harald Völker, „bleibt der Beirat ein zahnloser Tiger“.
Die Vorteile fürs Unternehmen bringt Harald Völker schnell auf den Punkt: Die Kompetenzen der Beiratsmitglieder bereichern auf ganz vielfältige Art und Weise. Dazu trägt auch deren Unabhängigkeit bei: „Man kann ganz andere Dinge vorbringen als ein abhängiger Geschäftsführer. Schließlich hat man, wenn man etwa im Ruhestand ist, nichts mehr zu verlieren.“ Und das passt wiederum zum ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel: unabhängig, erfahren, vielfältig engagiert, weil seine Erfahrung geschätzt wird.