Oft schenken wir Autoritäten in verschiedenen Bereichen unseres Lebens vertrauensvoll Gehör – sei es in der Medizin, im Recht oder bei der Arbeit. Doch dieses „Vorschuss-Vertrauen“ kann manchmal in die Irre führen und daran hindern, kritisch zu denken. Dieses Phänomen nennt man Autoritätsbias und es beschäftigt Psychologen und Sozialwissenschaftler gleichermaßen.
Autoritätsbias bedeutet, dass wir dazu neigen, die Meinungen oder Anweisungen von Personen zu übernehmen, die wir als Experten oder Autoritäten ansehen. Das kann an ihrer Position, ihrem Titel oder ihrem Fachwissen liegen. Während dies in einigen Situationen durchaus sinnvoll sein kann, kann es in anderen zu verzerrten Urteilen führen.
Ein Beispiel für Autoritätsbias in Vorstellungsgesprächen liegt vor, wenn die erste Stimme, die ein Feedback zu einem Kandidaten abgibt, von einer Autoritätsperson, also bspw. von einem Vorgesetzten, kommt.
In einem Vorstellungsgespräch gibt der CEO in der Feedbackrunde als Erster seine Meinung über einen Bewerber ab. Seine Meinung ist negativ und betont die Schwächen des Kandidaten. Diese negative Einschätzung wird die Sichtweise der anderen Interviewer beeinflussen. Dies kann dazu führen, dass der Kandidat durch den Autoritätsbias benachteiligt wird und es zu Beurteilungsfehlern kommt.
Um bei Vorstellungsgesprächen ein objektiviertes Auswahlverfahren sicherzustellen und den Autoritätsbias auszuschließen, ist es wichtig, dass jeder Beurteiler zunächst für sich eine Beurteilung der interviewten Kandidaten nach vorgegebenen Kriterien vornimmt. Diese Beurteilungen werden dann gemeinsam verglichen und diskutiert. Der Austausch untereinander mit unterschiedlichen Wahrnehmungen und Positionen führt nachweislich zu einem besseren Beurteilungsergebnis.
Fazit: Denken und beurteilen Sie selbst – ansonsten übernehmen dies andere für Sie!
Kim Debellemanière