Interview Dr. Münzer
Unser heutiger Interviewpartner, Dr. Christoph Münzer, ist Hauptgeschäftsführer der wvib Schwarzwald AG. Der Wirtschaftsverband industrieller Unternehmen Baden, seit 1946 ein Netzwerk von inzwischen 1031 Industrieunternehmen mit insgesamt rund 240.000 Arbeitsplätzen, vermittle, so Münzer, „Köpfe und Hände für alles was anfällt“.
Im Rahmen unserer Reihe „Wie wird man Beirat“ haben wir ihn gefragt, welche Vorteile es für Unternehmen mit sich bringt, einen Beirat zu etablieren. „Externen Sachverstand kann man sich nicht am Markt kaufen.“, bringt es der Experte auf den Punkt. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sichtweisen der Gesellschafter sei vor allem spezifisches Fachwissen bei der Einschätzung von Entwicklungen am Markt gefragt. Netzwerkkenntnisse, die Rolle als Sparringspartner und die Expertise bei Übergängen in die nächste Unternehmergeneration seien ebenfalls Gründe für das Einsetzen von Beiräten. Einen weiteren Zusammenhang für die wachsende Bedeutung der Beiräte sieht Münzer in der Tatsache, dass eine zunehmende Zahl an unternehmergeführten Firmen zu in Familienbesitz befindlichen Unternehmen übergingen. Hier stelle das Gremium ein wichtiges Instrument der Unternehmensführung und Nachfolgeplanung dar.
Bei der Besetzung von Beiräten lasse sich in den letzten Jahren beobachten, dass es weniger darum gehe in der Öffentlichkeit bekannte Personen für Beiratsgremien zu gewinnen. Vielmehr stehe die spezifische Auswahl qualifizierter Persönlichkeiten im Vordergrund, die für das jeweilige Unternehmen einen reichen Erfahrungsschatz und eine profunde Fachkenntnis mitbringen würden.
Doch welche Rolle spielt der wvib konkret bei der Besetzung von Beiräten? Im wvib lege man Wert auf einen breiten Erfahrungsaustausch, erklärt Münzer. Im „Chef-Erfahrungsaustauschnetzwerk“ des wvib seien über 700 Unternehmerpersönlichkeiten in 50 Gruppen engagiert. Das Netzwerk sei daher ein „prachtvoller Fundus für Beiräte aus der Praxis“, führt der wvib-Chef aus. Selbstredend sei es daher, dass der wvib auch bei der Besetzung von Beiräten unterstütze. So sei der Wirtschaftsverband innerhalb der letzten 10 Jahre in die Besetzung von über 50 Beiräten involviert gewesen. Man könne hier von einem echten Kosten-Nutzen-Verhältnis sprechen, denn die Besetzung erfolge schnell, professionell und kostenlos. „Dadurch, dass wir die Unternehmen oft über Jahrzehnte kennen und keine unmittelbaren Erwerbsinteressen haben, sind wir in der Lage professionell und unabhängig zu beraten.“, erklärt Münzer. Die Urangst des Unternehmers nach der Etablierung eines Beirats nicht mehr Herr im eigenen Hause zu sein, sei ihm durchaus bewusst. Diese Angst betrachte er jedoch dann als unbegründet, wenn die Gesellschafterstruktur klar und ein großes Maß an Offenheit gegeben sei. Zudem sei die Rolle eines Beirats skalierbar. Ein sogenanntes Sounding Board setze lediglich Impulse, wohingegen Beiräte, die ähnlich wie Aufsichtsräte ausgestattet seien, eher als Kontrollinstanz fungierten.
Münzer selbst ist in einigen Beiräten vertreten, so beispielsweise bei einer Stiftung. Allerdings lehnt er es ab, bei einer der Mitgliedsfirmen als Beirat tätig zu sein, um einen möglichen Interessenskonflikt von vorneherein auszuschließen.
Angesprochen auf persönliche Eigenschaften eines guten Beiratskandidaten führt Münzer aus: „Im besten Falle handelt es sich um eine geistig junge und zugleich reife Persönlichkeit, die weder Nein- noch Jasager ist und sowohl die Tradition als auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens in der Zukunft kenne.“ Die Fähigkeit, sowohl Fakten als auch Menschen einschätzen zu können und über die richtige Mischung aus Konzilianz und Dominanz zu verfügen, ergänzten optimaler Weise das Profil des Kandidaten. „Selbstverständlich ist es schwierig, alle genannten Eigenschaften in einer Person zu vereinigen.“, lacht er. Daher sei es die Zusammenstellung des Teams, das das Gesamtbild komplettiere.
wvib Schwarzwald AG
Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften über 1.000 produzierende Unternehmen mit 224.000 Beschäftigten rund 70 Mrd. Euro Umsatz. Die Schwarzwald AG beschäftigt weitere 90.000 Mitarbeiter im Ausland. In jährlich über 1000 Veranstaltungen wachsen rund 700 Unternehmens-Chefs und ca. 5.000 Führungskräfte im permanenten Erfahrungsaustausch, in Seminaren und Beratungen zu einer lernenden Gemeinschaft zusammen.
Die Schwarzwald AG versammelt mittelständische, familiengeprägte, exportstarke Industrieunternehmen – im Schwarzwald und weit darüber hinaus. AufgeschlosseneUnternehmer und Führungskräfte, die sich für ihr Unternehmen, ihre Kunden, ihre Mitarbeiter, die Umwelt und für unsere Gesellschaft engagieren, tauschen sich aus zu einem Ziel: Unternehmen und Menschen wettbewerbsfähiger zu machen. Es geht um Werte, Familie, Eigentum, Strategie, Führung, technologische Perspektiven der Industrie, neue (globale) Marktzugänge und neue Geschäftsmodelle.
Rund 60 hauptamtliche Mitarbeiter engagieren sich in 14 Landkreisen und auf dem Freiburger wvib-Campus für „Wissen und Wärme“ (Zitat von Ehrenpräsident Dr. h.c. Georg H. Endress) in der Schwarzwald AG.