Promotion im Maschinenbau, Strategieberatung, Personalberatung – die einzelnen Stationen Ihres Lebenslaufes haben ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Nach dem Abitur war für mich klar, dass ich Maschinenbau studieren möchte – ich bin technisch affin, mag Mathe und Physik und
gehe analytisch und strukturiert vor. In meiner Promotion konnte ich mich dann 4 Jahre intensiv mit einem super spannenden
Thema auseinandersetzen – dem berührungslosen, induktiven Laden von Elektrofahrzeugen.
Für eine Frau ist ein solcher Weg ja eher ungewöhnlich, oder?
Das stimmt. In den Vorpraktika, die ich unter anderem in der Lehrwerkstatt eines großen Automobilzulieferers gemacht habe, war ich beim Drehen, Schleifen und Fräsen die Exotin unter den männlichen Kollegen. Das hat sich aber rasch gelegt und ich bin akzeptiert und gut aufgenommen worden. Und im Maschinenbaustudium waren weniger als 10% der Studenten weiblich.
Nach Ihrer Promotion sind Sie zur Strategieberatung McKinsey. Weshalb?
Eigentlich hat mich eine Aufgabe in einem Unternehmen der Elektromobilität gereizt, da ich mich in meiner Promotion ja bereits
mit dem induktiven Laden von Elektrofahrzeugen befasst habe. Auf McKinsey bin ich eher zufällig aufmerksam geworden – Strategieberatung hatte ich bis dahin gar nicht auf dem Schirm. McKinsey hat mir die Chance einer sehr steilen Lernkurve, sowohl
in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht, eröffnet. Während ich mich vorher in der Tiefe mit technischen Details befasst habe, konnte ich nun das „große Ganze“ im Blick haben und Klienten aus den unterschiedlichsten Bereichen beraten. Durch die Arbeit in vielfältigen Projekten konnte ich nicht nur meinem technischen Interesse nachgehen, sondern vor allem auch Beratungsprojekte in den Zukunftsfeldern Digitalisierung und IT begleiten.
Was gab dann den Ausschlag, den Schritt in die Personalberatung zu gehen?
In vielen Beratungsprojekten wurde mir immer wieder bewusst, wie wichtig der Faktor Mensch in der täglichen Arbeit ist. Der Erfolg eines Projektes – wie auch eines gesamten Unternehmens – steht und fällt mit den Personen, die daran arbeiten/mitwirken. Außerdem wird die Interaktion zwischen Mensch und Technologie vor dem Hintergrund der Digitalisierung und des demographischen Wandels extrem wichtig. Bei KNAISCH CONSULTING kann ich diese beiden Aspekte „Technik“ und „Mensch“ zusammenbringen. Zudem hat es mich gereizt, als Unternehmerin in unserem Familienunternehmen agieren zu können.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut? Was ist spannend?
Zunächst einmal macht mir die Zusammenarbeit mit meinem Vater sehr viel Spaß. Wir haben oftmals sehr unterschiedliche Perspektiven und beflügeln uns gegenseitig. Er mit seiner mehr als 20-jährigen Erfahrung als Personalberater und ich als Vertreterin der Digitalisierung und den eher neuen Themen in der digitalen und agilen Arbeitswelt. Besonders spannend ist auch meine tägliche Arbeit, jeder Tag ist anders. Im Bereich Executive Search beispielsweise komme ich mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten und Charakteren in Kontakt und sehe unterschiedlichste Unternehmen.
Gleichzeitig kann ich meinem Herzensthema „Empowering Women“ nachgehen: Frauen sind in technischen Berufen und in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert. Das kann unsere Volkswirtschaft vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auf Dauer nicht verkraften. Ich möchte einerseits einen Beitrag leisten, dass junge Frauen ihre Scheu vor technischen Berufen verlieren und die Attraktivität und Perspektiven eines technischen Berufsweges erkennen. Zudem möchte ich Frauen für Führungs-, Aufsichtsrats- und Beiratspositionen fördern und unterstützen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in den kommenden Jahren im Recruiting auf die Unternehmen zukommen?
Der Mangel an guten Fach- und Führungskräften wird sich weiter verstärken. Durch den demografischen Wandel in Kombination mit einer immer größeren Automatisierung, Digitalisierung und einer sehr hohen Veränderungsgeschwindigkeit in vielen Bereichen beginnen sich die Jobprofile bereits jetzt stark zu verändern. Wir verzeichnen in diesem Zusammenhang einen wachsenden Beratungsbedarf bei unseren Mandaten zu drei folgenden Fragen:
- Wie verändern sich die Anforderungen in den Jobprofilen?
- Gibt es in Zukunft ganz neue Jobprofile mit neuen Anforderungen?
- Welche Fähigkeiten und Kompetenzen muss ich bereits heute aus- und fortbilden, um die künftigen Herausforderungen meistern zu können?
Und welche Herausforderungen sehen Sie für die Branche der Personalberater?
Der Markt der Personalberatung ist ein absoluter Wachstumsmarkt. Und wir merken aktuell auch nichts von einer konjunkturellen Eintrübung, da wir nicht von bestimmten Branchen abhängig sind. Wir verzeichnen weiterhin ein starkes Wachstum und arbeiten hart daran, dass das so bleibt.
Der Lebenslauf von Dr.-Ing. Katharina Knaisch
- Maschinenbaustudium am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Abschluss als Diplom-Ingenieur
- Promotion im Bereich Elektromobilität / Maschinenbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Abschluss als Doktoringenieur
- Vier Jahre Akademische Mitarbeiterin am Institut für Fahrzeugsystemtechnik des KIT
- Zwei Jahre berufsbegleitend externe Dozentin an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft
- Zwei Jahre Consultant bei der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey & Company, Inc.
- Seit 2019 bei der KNAISCH CONSULTING GMBH Geschäftsführerin und Partner