Social Media Recruiting: Seit einigen Jahren ist diese Maßnahme aus der Welt der Personalgewinnung im E-Recruiting nicht mehr wegzudenken. Doch hält die kreative Bewerbersuche über soziale Netzwerke, wie Facebook, Twitter & Co, tatsächlich das, was sie verspricht? Welche Rolle spielt sie bei der Suche nach dem geeigneten Bewerber?
Die Möglichkeit, Kandidaten über Soziale Medien direkt und zielgerichtet anzusprechen, bietet einen enormen Vorteil für Kandidaten und Personalverantwortliche: Beide Parteien sind unmittelbar miteinander verbunden und können spontan interagieren. Während der Kandidat Fragen stellen und sich gezielt Informationen zu den Anforderungen der Position einholen kann, hat der Personalverantwortliche die Möglichkeit, gezielt auf Fragen zu antworten und bei Bedarf weiter nachzuhaken. So entsteht eine Verbindung zwischen beiden Parteien, die für den späteren Bewerbungsprozess von Vorteil sein kann.
Das Problem: Potenzielle Bewerber bewegen sich auf den genannten Plattformen zumeist aus privaten Gründen. Die Herausforderung für Unternehmen besteht also darin, bei den möglichen Kandidaten das Interesse am Job zu wecken und sie eventuell sogar zu einem Stellenwechsel zu motivieren. Kein leichtes und zudem ein zeitintensives Unterfangen. Über einen deutlichen Vorsprung verfügen Unternehmen, die bereits ein funktionierendes Employer-Branding etabliert haben. In den sozialen Medien sind attraktive Career-Seiten, die mit Witz und Cleverness einen lebendigen Einblick ins Unternehmen gewähren, besonders gefragt: Account-Übernahmen von Mitarbeitern auf Instagram und andere Testimonials sprechen potenzielle Bewerber auf emotionaler Ebene an und machen Lust auf eine Mitarbeit im Unternehmen. Zusätzliches Plus: Die Inhalte können geteilt werden und gehen viral – ohne Aufwand für das Unternehmens selbst.
Alles bestens, oder etwa doch nicht? Die Ergebnisse der gesammelten Kandidaten- und Arbeitgeber-Bewertungen aus der Jobbörsen-Kompass-Umfrage, unter Berücksichtigung der Aspekte Zufriedenheit, Altersgruppen und Berufsstatus, weisen nun eine eher ernüchternde Erkenntnis auf: Vergleicht man die drei wichtigsten Recruitingkanäle miteinander, so fällt auf, dass die relative Zufriedenheit mit dem Social Media Recruiting (3,12) deutlich unter dem der Jobportale (4,53) sowie der Job- und Karrieremessen (4,48)¹ liegt. Bewertet wurde anhand einer Skala von 7 = sehr zufrieden bis 1 = überhaupt nicht zufrieden. Eine Analyse nach Altersgruppen zeigt zudem die Tendenz auf, dass Kandidaten der Altersgruppen 19-30 Jahre mit dem Medium eher zufrieden sind als ältere Bewerber.
Auch die Analyse nach Berufsstatus bestätigt dieses Ergebnis: Studierende, Absolventen und Young Professionals zeigen sich zufriedener als andere Berufsgruppen; eine Tatsache, die Auswirkungen auf die anzusprechende Zielgruppe hat. Die Wahrscheinlichkeit, die Position eines Geschäftsführers über Social Media Recruiting zu besetzen, ist daher eher gering.
Insgesamt fällt laut Analyse die Zufriedenheit mit Social Media Recruiting eher unterdurchschnittlich aus. Mit ein Grund dafür könnte sein, dass das Flagschiff Facebook durch diverse Datenskandale und Falschmeldungen an Popularität einbüßt und weltweit zunehmend Nutzer verliert. So ziehen Online-Jobbörsen wie StepStone und Jobsuchmaschinen wie Indeed und Kimeta an Facebook & Co. vorbei.
Social-Media-Recruiting-Mix zahlt sich aus
In der Praxis zeigt sich, dass mit crossmedialen Kampagnen und unter Verwendung der gesamten Bandbreite an Tools in der Personalsuche häufig die effektivsten Ergebnisse erzielt werden können. Die Nutzung einer Kombination aus sozialen und berufsbezogenen Netzwerken, Online-Jobbörsen, Plattformen von Hochschulen sowie die Präsenz auf Jobmessen verspricht hohe Erfolgsaussichten bei der Suche nach dem geeigneten Bewerber.
¹ Jobbörsen-Kompass-Umfrage mit 33.940 Bewertungen, Stand 20.10.2018