Beiräte – Zahlen, Daten, Fakten
In Deutschland nehmen Beiräte eine bedeutende Rolle in mittelständischen Unternehmen ein. Mehr als die Hälfte der Unternehmen1 verfügt bereits über dieses freiwillige Gremium oder plant, es in absehbarer Zukunft zu etablieren – und das aus gutem Grund: Nahezu vier von fünf mittelständischen Unternehmen messen der Bestellung eines Beirats eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zu.2 In Abhängigkeit vom jeweiligen Gründungsmotiv kann ein Beirat unterschiedliche Funktionen wahrnehmen: Mitwirkende Beiräte haben die Aufgabe, das operative Geschäft des Unternehmens zu überwachen und ihr breit gefächertes Expertenwissen beratend zur Verfügung zu stellen, um die Unternehmensentwicklung voranzutreiben. Repräsentative Beiräte werden hingegen eingesetzt, um Kontakte zu pflegen und die Außenwirkung des Unternehmens zu steigern.
Fakt ist: Gute Beiratsarbeit führt zu einem gesteigerten Unternehmenserfolg2. Gefragt sind Personen, die Unternehmen vertrauensvoll beraten, kontrollieren und auch vermitteln. Hierzu ist eine kluge strategische Besetzung des Gremiums, das zumeist eine durchschnittliche Mitgliederzahl von vier Personen aufweist3, essenziell. Fachwissen und Charakterstärke sollten bei der Auswahl ebenso berücksichtigt werden wie die Kompetenz, mit ungewöhnlichen Ideen und überraschenden Fragen für positiven Wirbel zu sorgen. In Familienunternehmen kommt noch die Frage hinzu, wer von den Gesellschaftern im Beirat vertreten sein soll. Dabei haben Mitglieder, die nicht aus der Familie stammen, den Vorteil der Unabhängigkeit und unterliegen keinen familiären Zwängen. Die Praxis zeigt, dass vor allem Führungskräfte externer Unternehmen, Unternehmer/-innen und Betriebswirte in Beiräten vertreten sind, gefolgt von Anwälten/Richtern/Juristen, Unternehmensberatern, Bankenvertretern, technischen Experten und Wissenschaftlern.
Und wie steht es mit Frauen in Beiratsgremien? In drei von fünf freiwilligen Beiräten sind mittlerweile Frauen vertreten. Innerhalb dieser Beiräte beträgt der durchschnittliche Anteil der Frauen mehr als ein Drittel. Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, riet bei der Fachkonferenz „Beiräte für den Mittelstand“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) im März dieses Jahres dazu, die Gleichstellung strukturell und institutionell zu unterstützen, auch wenn es gesetzliche Quoten nicht gebe. Gemischte Teams erzielten bessere Leistungen und eine größere Vielfalt stärke zudem die Innovationskraft. Bislang gebe es Defizite auf diesem Gebiet und ein Kulturwandel sei erforderlich, um tradierte Rollenklischees zu überwinden.
Welchen zeitlichen Aufwand müssen Beiratsmitglieder für ihre Tätigkeit kalkulieren? Das ist schwer zu sagen, da die Sitzungshäufigkeit je nach Unternehmen variiert. Meist wird diese im Vorfeld abgestimmt und festgelegt. In der Praxis hat sich jedoch eine Frequenz zwischen zwei und fünf Sitzungen pro Jahr etabliert.
Doch „lohnt“ sich die Arbeit als Beirat? Auch dies ist eine häufig gestellte Frage. Das Vergütungsniveau mittelständischer Beiräte wird durchschnittlich auf bis zu 2.500 Euro pro Sitzung beziffert4. Nicht eingerechnet in diesen Betrag ist jedoch die hohe symbolische Bedeutung, die mit der ehrenhaften Empfehlung zum Beirat einhergeht. Diese stellt sicherlich für viele den Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere dar und drängt den Vergütungsaspekt eher in den Hintergrund.
1 Haufe: „Beirat als freiwilliges Gesellschaftsgremium“, 2016
2 Netzwerk Südbaden: „Der Beirat als strategischer Schachzug im Mittelstand“, 2016
4 Markt und Mittelstand: „Wie ein Beirat bei der Unternehmensführung helfen kann“, Ausgabe 11/2017