Hier steht der vielversprechende Kandidat, bereit für das anstehende Bewerbungsgespräch.
Der Lebenslauf glänzt mit einer beeindruckenden Karriere, relevanten Qualifikationen und Lobeshymnen von früheren Arbeitgebern. Das Gespräch läuft rund, bis es zu einer Frage zum Führungsverständnis kommt. Der Kandidat wirft eine Antwort zu, welche als „Entscheidungsfreude light“ interpretiert werden könnte. Und schon haben Sie den Salat – dieser kleine Fehltritt könnte das Gesamtbild trüben und die vielen positiven Aspekte in den Schatten stellen.
Der Horn-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, welches dazu verleitet, eine einzige negative Eigenschaft oder Handlung einer Person überzubetonen, welche zu einer übertrieben negativen Gesamtbewertung führt. Anders ausgedrückt: Jemand, der dem Horn-Effekt erliegt, neigt dazu, das ganze Bild einer Person durch einen einzigen fauxpasartigen Moment zu betrachten.
Hier sind 3 Tipps wie Sie den Horn-Effekt als Interviewer in Bewerbungssituationen minimieren können:
1. Auf Antworten eingehen:
Wenn ein schiefes Wort fällt, zücken Sie nicht direkt den Rotstift. Vielleicht steckt hinter der vermeintlichen Schwäche nur ein Missverständnis oder es beruht auf Stress.
2. Ganzheitliche Bewertung vornehmen:
Es wäre schade, nur wegen eines etwas laschen Witzes das ganze Bewerbungspaket zu verbannen. Schließlich sind wir alle keine Comedians im Vorstellungsgespräch. Berücksichtigen Sie die Gesamtheit der Qualifikation, Erfahrungen und Fähigkeiten.
3. Mehrdimensionale Interviews:
Stellen Sie sich das Interview wie einen guten Film vor – verschiedene Blickwinkel machen ihn erst richtig interessant. Fachkenntnisse, Soft Skills und Teamfähigkeit sind schließlich die Hauptdarsteller.
Der Horn-Effekt schleicht sich gerne unbemerkt in Bewerbungssituationen ein und könnte potenziell talentierte Kandidaten benachteiligen. Schieben Sie dem einen Riegel vor, damit Sie fairere und fundiertere Entscheidungen bei der Auswahl von Mitarbeitenden treffen können. Am Ende sollte eine einzelne Schwäche nicht das Potenzial eines Bewerbers für die geeignete Position in den Schatten stellen.
Kim Debellemanière