Nachdem in den letzten Jahren der Bewerbungsprozess zunehmend digitaler wurde, macht die Digitalisierung auch vor dem Auswahlprozess nicht halt. Virtuelle Assessment Center befinden sich im Aufwind, da sie eine effiziente Möglichkeit bieten, Fähigkeiten und Passung von zukünftigen Mitarbeitenden unabhängig von physischer Präsenz und geografischen Grenzen zu bewerten.
Im Folgenden finden Sie Tipps für die Konzeption und Durchführung von virtuellen Assessment Centern:
Erwartungshaltung
Virtuelle Assessment Center bieten nicht dieselben Beobachtungsgehalt wie Präsenzveranstaltungen, ganz klar. Persönliche Eindrücke wie die zwischenmenschliche „Chemie“ oder die Körpersprache kommen in einem Online-Assessment weniger stark zum Ausdruck. Ein persönliches Kennenlernen sollte deshalb auch ein weiterer Baustein im Auswahlprozess sein.
Die passenden Übungen auswählen
Nutzen Sie statt ausführlichen, komplexen Fallstudien präzise Kurzfallstudien, die sich auf wenige, ausgewählte Kompetenzen fokussieren.
Rollenspiele lassen sich ebenso gut in virtuellen Settings umsetzen wie Präsentationen, die im Voraus vorbereitet werden. Diese sind ebenfalls gut geeignet, um strategische oder konzeptionelle Fähigkeiten zu bewerten.
Ausführliche Nachbesprechung von Übungen
Die Beobachtung von Empathie gestaltet sich in virtuellen Assessment Centern anspruchsvoller. Rollenspieler müssen ausdrucksstark agieren, da subtile Hinweise schwierig zu übertragen sind. Dennoch kann durch intensive Nachbesprechungen erfasst werden, wie die Teilnehmer auf situative Dynamiken reagieren und wie gut sie Probleme interpretieren können.
Dauer anpassen
Die Durchführungsdauer sollte bei virtuellen Assessments angemessen sein. Mehr als drei bis fünf Stunden sollten Sie zukünftigen Mitarbeitenden nicht zumuten. Bei umfangreichen Verfahren macht es Sinn, vorbereitende Aufgaben an den Beginn zu stellen und erst im Verlauf die Beobachter hinzuzuziehen.
Zweifel ausräumen
Nicht nur Beobachter sind skeptisch, ob virtuelle Assessments dieselben Informationsgrundlagen bieten wie Präsenzverfahren. Auch Teilnehmende könnten Zweifel haben, ob sie online ihre Kompetenzen ebenso überzeugend präsentieren können. Ein initiales „Treffen“ zwischen Moderator und Teilnehmendem kann die Vertrautheit mit dem Ablauf erhöhen und ein wenig beruhigen.
Fazit:
Virtuelle Assessment Center werden die traditionellen Präsenzverfahren wahrscheinlich nicht vollständig ersetzen. Es wird immer Situationen geben, in denen persönliche Treffen bevorzugt werden. Dennoch haben sich die virtuelle Variante für bestimmte Fragestellungen und Prozessabschnitte als eigenständige Option bereits etabliert.
Claudia Rudigier